Artikel

Das Problem mit der Neurodiversität

GUTEN MORGEN, KLASSE!

 

Heute gehen wir mal das Problem der Kommunikation zwischen neurodiversen und neurotypischen Menschen an. Als anschauliches Beispiel nehmen wir das 16-jährige Mädchen mit Asperger-Autismus, dass durch eine kleine Aussage einen bundesweiten Eklat ausgelöst hat, mit dem ganz viele neurotypische Journalisten nun sehr viel Geld auf Kosten all jener machen, die ebenso kommunizieren, wie besagtes Mädchen.

FRAGE: WAS MÖCHTE FRAU THUNBERG MIT DIESEM TWEET AUSSAGEN?

 

A: Diese Züge sind ganz schön voll. Gut, dass ich einen ruhigen Platz gefunden habe. Ich fahre nämlich gerade endlich nach Hause.

 

B: Ich habe keinen Sitzplatz. Das macht mich traurig und nun bin ich enttäuscht. Der Boden ist so ungemütlich, wann bin ich endlich erlöst?

 

C: Liebe Leute, ich würde mir schon einen Sitzplatz und eine ruhige Atmosphäre wünschen. Könntet ihr mir irgendetwas davon ermöglichen?

 

D: Scheiß Deutsche Bahn, gibt mir keinen Sitzplatz und ich muss hier nun auf dem Boden sitzen. Gib mir einen Stuhl verdammt!

 

[Hinweis, während ihr überlegt: Das ist ungefähr das, was man nach Schulz von Thun aus ihrem Tweet lesen KÖNNTE, wenn man nicht nachfragen und nur interpretieren möchte. Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, aber ich finde diese vier recht anschaulich. Fertig? Dann zur Lösung.]

Praktisch: ganz wie es sich für minderjährige Autisten gehört, erklärt sie es den Erwachsenen, die sich wieder einmal über sie das Maul zerreißen, selbst. Respektvoller Umgang oder eine Nachfrage ist weder nötig, noch hat Greta scheinbar die Hoffnung, so etwas käme irgendwann noch mal zustande. Klicks verkaufen sich, Höflichkeit ist gratis. Einfache Entscheidung.

 

 

DEUTSCHLAND IM WAHN

 

 

Zwei Tage diskutiert die deutsche Medienlandschaft nun darüber.

Sie unterstellt Greta Thunberg lügen, pathetische PR und was nicht alles. Und tritt damit all jenen mit Anlauf in die Fresse, die ihr ganzes Leben lang hart an sich arbeiten, um in einer Welt geprägt von 

neurotypischer Kommunikation problemfrei zu leben.


Kommunikationstrainings, Deeskalationskurse, Übungen für Mimik, Gestik und Tonlage. All das lassen neurodiverse Menschen, die die Welt nicht falsch, sondern leider nur anders wahrnehmen, über sich ergehen. Und wie viel das bringt, zeigt nun dieses prominente Beispiel.


Rassistische Brandanschläge geraten genauso in den Hintergrund der Berichterstattung wie Neonazis in der CDU, die außenpolitische Lage und sogar der Klimagipfel, auf dessen Rückweg sich Frau Thunberg zum Zeitpunkt der Aufnahme des Fotos befand.

Das ist kein verantwortlicher Journalismus, sondern nichts weiter als eine Frechheit. Gegen die Konsumenten der Tageszeitungen, gegen jeden gebildeten Deutschen und gegen jeden Menschen, der durch sein Umfeld in seiner persönlichen Entfaltung behindert wird. Und wieso ist das alles so okay?


Weil man nun mal so redet. Und wer sich anders ausdrückt, ist selbst Schuld. Denn die Quintessenz ist doch: auch wenn auf der ganzen Welt bekannt ist, dass du eine Behinderung hast, ist es illegitim, auch nur einen Funken davon auszuleben. Und wenn du es doch tust, ist es anders herum legitim, sich dumm zu stellen und es auszuschlachten.


Ein Armutszeugnis. Nicht nur für jene, die hier zufällig Erwähnung fanden.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Captcha wird geladen...