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Death Stranding – Kojimas langerwartetes Projekt ist da

Viele Jahre haben die Fans – man könnte sie auch Jünger nennen – von Spieleentwickler-Legende Hideo Kojima auf sein neuestes Werk Death Stranding gewartet und endlich ist es da. Endlich kriegen wir einen kleinen Schimmer davon, was hinter diesem mysteriösen Spiel und seinen immer verworreneren Trailern steckt.

Kojima, das Mastermind hinter Metal Gear

Der große Name hinter Death Stranding ist wohl hauptsächlich bekannt durch seine legendäre Spielereihe Metal Gear und später dann Metal Gear Solid für die Playstation.

In den 90ern gestartet, fand die beliebte Reihe rund um den Protagonisten Solid Snake ein unerfreuliches Ende, als sich Publisher Konami und Hideo Kojima zerstritten und in Unfrieden trennten.

Es folgte ein sehr bescheidenes Multiplayer Actionspiel mit Metal Gear Lizenz von Konami und die Ankündigung, dass das geplante Projekt Silent Hills – an dem Kojima als Entwickler und Norman Reedus als Schauspieler beteiligt waren – auf Eis gelegt ist. Der beliebte „playable Teaser“ (bekannt als P.T.) wurde aus den Stores genommen und jegliche Spuren zu dem Spiel bis heute verwischt.

Doch Kojima war nicht geschlagen. Kurzerhand gründete er Kojima Productions als eigenständiges Unternehmen, schnappte sich Norman Reedus und entwickelte eine komplett neue IP unter neuem Publisher: Sony.

Bekannt sollte diese IP unter dem Namen Death Stranding werden. Ein Spiel, das die Gamer Community in den folgenden Jahren noch sehr verwirren, aber auch in Ekstase versetzen sollte.

Des Rätsels Lösung: Was zum Teufel ist Death Stranding?!

Eine Frage, die wohl nach jedem neuen Trailer zum Spiel wieder neu aufkam, und die wir endlich beantworten können. Natürlich ohne Spoiler:
Wir befinden uns in den Vereinigten Städten von Amerika. Die Staaten existieren nicht mehr. Das Land ist ausgelöscht worden. Alles, was übrig blieb, sind einzelne Kolonien. Die Menschen verstecken sich lieber, als herauszugehen.
Schuld daran ist das Totenreich – ja, richtig gehört –, das mit unserer Welt verschmilzt (oder wie der Name Death Stranding suggeriert: an unserer Welt „strandet“) und beim Vermischen beider Existenzebenen eine Art Explosion auslöst, die alles vernichtet.
Und zu allem Übel, gibt es dann noch den fiesen Zeitregen, den man oft schon in den Trailern sah. Dieser wirkt entgegengesetzt zu unserem Regen, der Dinge zum Wachsen bringt. Der Zeitregen tötet alles Lebende, indem er es langsam verdorren lässt. Dies macht die Außenwelt dermaßen gefährlich für die Menschen.
Doch eben jene Menschen wollen sich einfach nicht geschlagen geben. Sie finden eine Möglichkeit, zwischen Lebenden und Toten eine Brücke zu schlagen: Babys.
Babys, die sterbenden Müttern abgenommen wurden. Und die daraufhin in einer künstlichen Fruchtblase am Bauch herumgetragen werden, um zu identifizieren, ob sich Wesen oder ähnliches unsichtbares aus dem Totenreich annähern.

Sam Porter Bridges – Der Mann, der liefert

In der Tat geht es so verwirrend los, wie man es erwarten kann, nach einer derartigen Hintergrundgeschichte.

Nach epischem Voiceover unseres Protagonisten, werden wir auch direkt ins Spiel geworfen und mit seiner Steuerung betraut. Wir steuern keinen geringeren als die Walking Dead Legende Norman Reedus, der hier die Rolle des ebenfalls legendären Boten Sam Porter Bridges übernimmt.

Zu Anfang des Spiels sind wir mitten in einem Botengang, als wir vom Zeitregen überrascht werden und schnell fliehen müssen. Denn eine Berührung mit den Regentropfen und jedes organische Leben altert, bis es irgendwann stirbt. Angekündigt wird dieser grausige Regen durch einen umgedrehten Regenbogen. Diesen werden wir noch häufiger sehen.

Während wir auf unserem praktischen Motorrad in voller Fahrt vor dem Regen fliehen, taucht vor uns plötzlich eine Frau auf und als Sam ihr auszuweichen versucht, baut er einen Unfall, bei dem er sein Zweirad leider an einen Abgrund verliert. Die Frau: wieder verschwunden.

Doch nicht für lang. Denn als Sam eine kleine Höhle findet, taucht sie dort ebenfalls wieder auf und verrät uns ihren Namen: Fragile, gespielt von Léa Seydoux.

Sie beide scheinen sich zu kennen, Fragile berichtet von übernatürlichen Fähigkeiten und bittet Sam darum, für sie zu arbeiten. Doch erstmal haben wir einen anderen Job zu beenden.

Wir werden ins doch sehr einzigartige Gameplay eingeführt. Wir müssen viele schwere Kisten abliefern. Zu Fuß. Dabei müssen wir querfeldein alle Hindernisse der Natur überwinden und gleichzeitig unsere Fracht balancieren. Denn sonst legen wir uns durchaus mehrmals auf der Reise auf die Nase.

Die Fracht abgeliefert, kommt eine Eilmeldung rein. Sam wird direkt wieder gebraucht. Ein Leichentransport… der uns mit zwei Gefährten zurück in den Regen führt. Und hier erfahren wir das ganze schreckliche Ausmaß dieses Phänomens. Szenen, die man unbedingt auf einer ganz großen Leinwand schauen muss, und die ich hier beim besten Willen nicht verraten will. Nur so viel: Dafür hat sich das Warten gelohnt.

Das Gameplay von Death Stranding – Neuer Ansatz mit Frustpotential

Kurz habe ich es schon angedeutet: Die Steuerung des Spiels ist gelinde gesagt interessant. Man merkt, dass Kojima neue Wege gehen wollte. Aber jedem wird es vermutlich nicht gefallen.
Das Reisen und Tragen von Paketen ist der Hauptaspekt des ganzen Spiels. Und das merkt man. Man muss ausgiebig planen, an welche Stelle des Körpers welche Pakete kommen, wie viel Gewicht man denn auf seiner Reise tragen möchte und wie viele Hilfsmittel – wie Leitern und Ähnliches – man mitnehmen möchte.
Denn das Gelände verzeiht nichts. Beim Laufen gilt es, mit den Schultertasten Sams Gewicht auszugleichen. Und wenn man sich mal übernimmt, sollte man sich öfter mal hinsetzen, sich die Schultern massieren, oder vielleicht mal, um zur Ruhe zu kommen, eine Pinkelpause
einlegen. Ja, richtig, diese darf man ebenso steuern. Hierbei kann man aber leider nicht die Kamera um unseren Protagonisten herumbewegen, was garantiert ein paar Norman Reedus Fans etwas schade finden dürften.
Über die Dauer des Spiels werden Sam immer unterschiedlichere Pakete, aber auch Fahrzeuge zugeteilt, die das Reisen durch die Vereinigten Städte von Amerika schwerer oder angenehmer gestalten. Doch darf man sich bei den Fahrzeugen nicht zu viel erhoffen, denn diese kommen mit der amerikanischen Wildnis bedauerlicherweise nicht so gut klar. An jedem der vielen Steine bleiben sie hängen und manchmal ist das Gelände so unwegsam, dass man zu Fuß weiter muss.
Alles in allem ist das System der Reise innovativ und authentisch rübergebracht. Wer aber schon in der Realität lange Wanderungen mit all ihrer Planung nicht abkann, wird da wohl weniger Freude dran haben.

Multiplayer Features

Wer sich aber entscheidet, im Onlinemodus zu spielen, wird irgendwann in den Genuss unterschiedlicher Weltverbesserungs-Tools anderer Spieler kommen, die einem das Gameplay deutlich angenehmer gestalten.

Das macht Sinn, immerhin geht es in dem Spiel darum, die Vereinigten Städte miteinander zu verbinden und die Welt auch für normale Bürger wieder erträglich bewohnbar zu machen. Man könnte also sagen, es geht darum, Brücken zu bauen. Das plant zumindest die Organisation Bridges.

Und so können fleißige Spieler die Welt mit allen möglichen Gadgets ausstatten. Am Ende sind sogar komplette Highways drin. Diese können dann auch für die Welten anderer Spieler freigeschaltet werden. So kann man zum Beispiel auch Schilder aufstellen, um andere Spieler vor Zeitregen oder andere gefährliche Gegenden zu warnen, oder man stellt mitten in eine schwierige Gegend eine Ladestation auf. Für diese Gegenstände kann man dann zusätzliche Likes erhalten, die praktischerweise als Erfahrungspunkte in Death Stranding dienen.

Es handelt sich also um ein wunderbar stimmiges und zur Welt passendes Multiplayer System, von dem sich gern auch in Zukunft einige Entwickler was abschauen dürfen.

Stealth und Action

Und natürlich darf schlussendlich auch die Action nicht fehlen. Immerhin gibt es nicht nur die fiesen toten Geisterwesen, die hier GDs genannt werden. Dies ist kurz für „Gestrandete Dinge“.

Es gibt natürlich auch räuberische Banden, die uns unsere Waren abnehmen wollen. Also die klassischen Banditen, wenn man so will, allerdings haben sie eine wichtige Bewandtnis für die Story, auf die ich aber hier natürlich aus Spoilergründen nicht eingehen möchte.

Wer Metal Gear Solid gespielt hat, wird mit diesem Action-Stealth-System kein Problem haben, und sollte aufgrund des geringen Schwierigkeitsgrades überlegen, direkt auf Schwer zu spielen.

Man schleicht zumeist durch Camps und versucht seine Feinde auszuschalten. Wenn man Alarm schlägt, wird die ganze Sache etwas schwieriger und man ist auf Sams kreative Gadgets angewiesen. Diese sind tödlich oder nicht tödlich. Ganz wie man mag.

Wichtig wird die Wahl der Gadgets später beim Kampf gegen die GDs. Diese sind am Anfang kaum bekämpfbar und man ist auf seine Schleich- und Fluchtskills angewiesen. Später jedoch lernt man, sie mit Sams eigenem Blut zu bekämpfen. Ob mit Blutgranaten oder ähnlichen Gegenständen lassen sich die Geschöpfe der Totenwelt zurückschlagen und sogar töten. Doch vorsichtig: je mehr Blut Sam verbraucht, desto schwächer wird er. Und zusätzlich werden die GDs für jeden ihrer Toten stärker.

Das Spiel umfasst also in den Actionszenen nicht weniger Taktik als beim Planen und Durchführen seiner vielen Reisen.

Die Inhalte – Ist Death Stranding wirklich so ein Brecher?

Auch, wenn das Spiel nicht an die ganz großen Rollenspiele herankommt, ist es für ein storygeladenes Epos vollgepackt mit Details und besonderen Inhalten. Der durchschnittliche Spieler kann mit einer Spielzeit von 50 Stunden rechnen. Diejenigen, die gern alles erkunden und herausfinden wollen, können locker 80-100 Stunden für dieses Spiel einplanen

Die Grafik ist phänomenal und kommt sogar ohne eine PS4 Pro perfekt zur Geltung. In Kombination mit der Gewaltigkeit der Bildsprache, mit der die epochale und kinoreife Geschichte erzählt wird, ist es selbst auf kleinen Bildschirmen ein derart immersives Erlebnis, dass man schon für die ersten 60 Minuten eine Gänsehaut-Garantie ausstellen kann.

Einen Teil trägt dazu auch die Besetzung des Spiels bei. Man wird hier nicht von irgendwelchen generischen Charakteren durch die Story geleitet, sondern von fast fotorealistisch eingefangenen Berühmtheiten. Neben Norman Reedus und Léa Seydoux, findet man in diesem Werk auch Persönlichkeiten wie Guillermo del Toro, Mads Mikkelsen, Troy Baker, Nicolas Winding Refn, Lindsay Wagner, Conan O’Brian, Emily O’Brien, Margaret Qualley, Tommie Earl Jenkins, Edgar Wright, Junji Ito und Geoff Keighley.

Rund 50 Storymissionen lang wird man mit den zu den Schauspielern gehörigen Charakteren konfrontiert. Und wie es sich für Kojima gehört, bieten sie mehr als nur ein berühmtes Äußeres. Jeder Charakter ist auf seine ganz eigene Art besonders – und manchmal wirklich verrückt.

Auf die Art bietet das Spiel eine große Gesamtstory, die in vielen kleinen Verästelungen immer neue Geschichten erzählt, denen man nachgehen kann.

Jede dieser Geschichten hilft, das große Ganze, von dem am Anfang quasi nichts erklärt wird, zu verstehen.

Auf die Art lernt man immer mehr hinzu, wird immer besser im Überleben in der Wildnis, im Schleichen, im Wissen um die mysteriösen Begebenheiten der USA… Und schlussendlich wird man vielleicht ja auch vom Postboten zum Retter der Welt.

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