Satire

Jobcenter Skandal

Gelsenkirchener Arbeitsloser versehentlich in Arbeit vermittelt

Ein behördlicher Fehler von unvorstellbaren Ausmaßen. Entgegen aller Vorgaben der Führungsebene des Integrationscenters für Arbeit Gelsenkirchen (IAG), sowie der aktuellen Richtlinie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, ist es im Gelsenkirchener Stadtteil Buer aufgrund eines Verwaltungsfehlers zum Äußersten gekommen: Der gelernte Brauwarenfachverkoster Karl-Heinz Riedlewski (45, Sozialleistungsempfänger in dritter Generation) wurde zu aller Entsetzen in Arbeit vermittelt. Ob diese Meldung im Zusammenhang mit dem baldigen Trainerwechsel des FC Schalke 04 steht, bleibt abzuwarten, aber anonyme Quellen berichten, dass Riedlewski oftmals verlauten ließ, dass ihm der Beruf des Trainers seines favorisierten Fußballvereins doch leichtfalle und er an der Seitenlinie schon mindestens 4 Meisterschalen in den letzten drei Jahren geholt hätte, wäre er nur gefragt worden.

 

EINE FAMILIE AM ABGRUND

Der aus Gelsenkirchen-Beckhausen stammende Karl-Heinz ist erschüttert.

„Was soll ich denn jetzt machen? Nie hätte ich mir erträumen lassen, dass ich in einer Stadt wie dieser dazu gezwungen wäre, meine Chantal jeden Tag ganz alleine zu Hause zu lassen!“ [Chantal ist der Name seines Fernsehsessels, Anm. d. Autors]

Und auch seine Frau Irmgard, 43, weiß nicht mehr was sie tun soll: „Denkt das Arbeitsamt je darüber nach, was das für die Beteiligten bedeutet? Dass ich als gute Frau nun nicht mehr weiß, was ich den lieben langen Tag machen soll, wenn ich nicht mal mehr meinem Kalle sein Veltins bringen kann? Das Jobcenter zerstört Existenzen!“

An dieser Stelle mussten wir das Interview abbrechen, da Frau Riedlewski leider einen Nervenzusammenbruch bekam. Schockierend.

Es ist offensichtlich und erschütternd, dass mit dieser veränderten Situation niemand rechnen konnte. Das Jobcenter und seine willkürliche, unsoziale Vorgehensweise setzt in der Familie Riedlewski und der kompletten Stadt Gelsenkirchen eine klare Zäsur und stellt ein schreckliches, nie da gewesenes Beispiel behördlicher Fehler dar.

Doch was sagt das Amt dazu? Wir befragten die Mitarbeiter.

 

„EIN UNVORSTELLBARES VORGEHEN, DAS SO NICHT MEHR VORKOMMEN DARF“

Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit, die lieber ungenannt bleiben wollen, kommentieren das Vorgehen des IAG besorgt: „So etwas wäre bei uns als offizielle Behörde niemals passiert und wir erwarten, dass das IAG alle Hebel in Bewegung setzt, dass der zuständige Mitarbeiter sofort gekündigt wird. Wir als Arbeitsagentur sorgen nun schon seit vielen Jahren verantwortungsbewusst dafür, dass die Verfahren für die Berufsfindung von unseren Sachbearbeitern so beeinflusst werden, dass Gelsenkirchen niemals seine bundesweite Vormachtsstellung in der Arbeitslosenstatistik verlieren würde. Dass ein Jobcenter-Mitarbeiter nun am Gelsenkirchener Thronbein sägen möchte, können und werden wir hier nicht akzeptieren.“

Intensive Recherche ließ uns den Schuldigen finden. Sein Name: Marcel Heinrichs, 26 [Name von Autor aus Sicherheitsgründen geändert].

Heinrichs hat vor kurzem erst seine Ausbildung am Jobcenter Hannover abgeschlossen und ist aufgrund privater Umstände nach Gelsenkirchen gezogen, wo er sogleich einen Job beim Integrationscenter fand.

„Natürlich hat man mir erzählt, dass es hier wichtig wäre, bloß niemals ALG II Empfängern vernünftig zuzuhören, und dass ich bei sozial benachteiligten Personen und Menschen, die uns unangenehm sind, die Akten verändern solle. Aber ich dachte, das wäre nur ein Scherz unter Kollegen?! Sowas meint doch niemand ernst! Das ist verantwortungslos und rechtswidrig!“

 

TROTZ KRITIK KEINE EINSICHT

Heinrichs zeigt also keinerlei Absicht Verantwortung für sein skandalöses Verhalten, sich gegen alle Bestimmungen und Ratschläge zu wehren, zu übernehmen. Ganz im Gegenteil: Er entschied sich dazu seine Kollegen als verantwortungslos und ihre Arbeit als nicht rechtskonform zu denunzieren.

Auch bezeichnete er ihre freie Meinung und ihre Aussagen abwertend auch noch als einen Scherz.

Hätten wir und sie liebe Leser das nicht selbst so von ihm gehört hätten wir das ebenfalls nicht für möglich gehalten, dass jemand einfach nach Gelsenkirchen zieht, um in seiner jugendlichen Machtgeilheit zu versuchen das Fundament einer ganzen Behörde umzustürzen.

Es bleibt zu hoffen, dass Familie Riedlewski und auch Arbeitsagentur wie Jobcenter sich schnell wieder von diesem Schock erholen. Sicher ist jedenfalls, dass glücklicherweise Karl-Heinz Riedlewski, wie auch Marcel Heinrichs ihren Job verloren.

 

REAKTIONEN:

„Na das ist doch noch mal gut gegangen, ich bin froh, wieder bei meiner Chantal und meinem Schalke sein zu können. So kurz vor dem Verlust seiner Existenz schmeckt doch so ein frisch gezapftes Pils doppelt gut, finden sie nicht auch?“, Karl-Heinz Riedlewski nach seinem wieder einmal ersten Tag der Arbeitslosigkeit.

„Ich… glücklich… zum Glück…“, Irmgard Riedlewski, vor Glück weinend, als ihr Karl-Heinz wieder den ganzen Tag für sie da war.

„Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen, was ist das für eine kranke Stadt?“, Marcel Heinrichs mit seinem jugendlichen Trotz und seiner fehlenden Einsicht.

„Hätte sich von vornherein mal integrieren sollen das Gör. Ich sags ja diese Jugend bringt nur alles durcheinander. Deutschland geht vor die Hunde, dank dieser progressiven linksgrün-versifften Generation Z!“, Sabine Falke, ehemalige Abteilungsleitung Heinrichs.

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